Vilan (2376m, Approach)

Mittlerweile sind Viereinhalb Jahre vergangen seit dem Tag X in Dänemark. Geradeaus zu Fuss gehen ohne Hilfsmittel habe ich inzwischen wieder gelernt. Sogar kleine Skitouren durfte ich auch schon wieder erleben und Arbeiten sowie Autofahren klappt ja auch wieder. Doch nun wurde es Zeit für einen Formtest. Dazu habe ich mir den Hausberg Vilan auserkoren. Circa 100 Male bin ich geschätzt bereits auf dem Gipfel gestanden. Ganz allein, mit Freunden, zu Fuss, mit Schneeschuhen, mit Tourenskis, mit und ohne Gleitschirm. Etliche Male habe ich auch sternenklare Nächte dort erleben dürfen. Früher problemlos in einer Stunde von der Bergstation der Älplibahn zu erreichen, budgetierte ich mir nun 3h für den Aufstieg und nochmal solange für den strengeren Abstieg, wenn auch dafür der Normalweg geplant war. Um 10:30 fährt die reservierte Gondel im Buochwald los, 15 Minuten später dann endlich Abmarsch auf 1801m. Ich komme nicht schlecht durchs Wäldli – scheine heute “läufig” zu sein. Also rechts abbiegen, steil hinauf übers Mürli, dann zu der “Schlüsselstelle” unter dem Messhaldenspitz. Öfters kurz absitzen, einen Schluck trinken und immer die altbekannte Aussicht geniessen muss aber schon sein. Ein Blick auf die Uhr treibt mich jedoch weiter zum Messhaldenspitz. Ein Blick hinüber zum frisch verschneiten Gipfelhang zum Vilan lässt mich überlegen, hier umzudrehen. Lara, welche mich via Whatsapp mitverfolgt, bestärkt dieses Vorhaben (dies sei schliesslich immer noch ihr Lieblingsplätzli dieser Tour). Aber mein sturer Grind lässt das natürlich nicht zu. So gehe ich weiter auf dem rutschigen Bergpfad hinunter in die Gratsenke zwischen Messhalde und Vilan. Dann langsam Kehre um Kehre hinauf Richtung Gipfel. Der Weg wird immer matschiger, ich gehe ungewohnt tritt-un-sicher, mein linkes Bein macht einen wahnsinnigen Klonus, welcher mich mehrmals stürzen lässt. 50m unter dem Gipfel, in einer Rechtskehre – schwenke ich dann die weisse Fahne und blase zum Rückzug! Aber wie soll ich über diesen rutschigen Weg da sicher wieder runterkommen? Gar nicht! So entschliesse ich mich, den Gipfel über die Schneefelder zur Normalroute hinüber zu traversieren, um dort den weniger steilen Abstieg zu nehmen. Dies wird sich aber später noch als Fehlentscheid herausstellen. Ich bin im Wechselbad der Gefühle: Freude, Stolz, Trauer, Zorn, Liebe – von Allem etwas! Bin ich einfach zu spät in der Saison mit meinem Vorhaben? Schon bei der Querung dreht sich mein Fuss stets unweigerlich in eine Supination, so dass ich ständig 45 Grad auf dem Aussenrist laufen muss. Ja, sehr bequem! 2 mal rutsche ich dabei ein paar Meter im Schnee ab. Von weitem sehe ich Wanderer auf dem Abstieg mit dem Schlamm kämpfen. Bravo Buchli! Schliesslich fädle ich in diesen rutschigen Weg ein und rutsche etliche Male aus. Gerade auf den Rücken. Dass dies nicht ganz stillschweigend passierte, könnt ihr euch ja vorstellen! Als es mich bei den obersten Legföhren bei einem Beinhahesturz noch verdreht, spüre ich einen Stich im Sprunggelenk. Ok – dieses Band dürfte jetzt wohl ein Bisschen länger als original 😉 “Way too Matsch!” sage ich nur dazu. Aber egal – weiterhumpeln! Die reservierte Talfahrt werde ich so aber nicht mehr schaffen. Planänderung: Papa muss mich mit seinem 4×4 auf der Jeninser Alp schlammig wie ich jetzt bin abholen. So ist mein Formtest nicht 100% zufriedenstellend verlaufen. Trotzdem gelte ich aber noch immer als bedingt geländetauglich. Mit dem Elektrorollstuhl wäre es wohl nicht möglich gewesen, meinem Hausberg nochmals so nahe zu kommen 🙂
Im Relive- Video gibts noch meine Route zu sehen:

6 Kommentare

  1. Lieber Sascha
    Wahnsinn, was du schon wieder leistest!
    Du warst und bis ein grosses Vorbild für mich.
    Ich ziehe meinen Hut und bin stolz, von dir begleitet worden zu sein.
    Weiter ufwaerts! ☝

    Liebe Grüsse
    Dario

  2. Hallo ,
    Verfolge schon lange deine Seite
    Schon vor deinem Unfall aber was Du jetzt leistest kann Ich nur den Hut ziehen.
    Hoffe für Dich trotz mühsamen Kampf das Dir die Natur und das Kl. Gipfelglück die nötige Kraft geben um dran zu bleiben und Du deine Persönlichen Ziele erreichst.
    Alles alles gute aus Feldkirch .
    Sg Charly

  3. Hoi Sascha – Truly an inspiration. Keep going in your own way – step by step ; you are a real leader. Danke. LG aus Schaan, Eugene

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