Clariden (3267m)

Fels, Eis und Skiwandern im Glarner-/Urnerland mit Oli, Manuel, Mäsi, Andi, Monika (by Monika). 11.-12.1.2020

Mitten in der Skitourensaison herrschen traurige Bedingungen, wenig bis kein Schnee, alles verfahren, pickelhart oder weggeblasen. Und trotzdem zieht es uns die Berge, nur schon wegen der hervorragenden Wetterprognosen. Deshalb für einmal im Frühwinter bereits eine Frühlingsskitour, möglichst hoch hinauf auf den Gletscher, wir suchen uns eine einfache Hochtour aus. Start Urnerboden, mit dem Bähnli auf den Fisetengrat. Erster Tag vom Fisetengrat via Gemsfairenstock (2972m) in die Claridenhütte, am zweiten Tag via Clariden übers Tüfelsjoch (2919m) wieder hinab zum Urnerboden. Dies war zumindest der Plan und da Andi die Tour schon zweimal gemacht hat, prophezeit er uns für den zweiten Tag auch “allenfalls nur eine leichte Kletterstelle zum Tüfelsjoch und hinten hinunter Abseilen”. Die typische Gletscherausrüstung ist natürlich dabei, zusätzlich ein bisschen Klettergerödel zur Sicherheit, man weiss ja nie.

Nach Ankunft im Urnerboden der erste Shock: Andi hat die falschen Skier eingepackt, die Powderskier, aber es gibt ja gar kein Powder!! Auf jeden Fall passen die Felle nicht auf die Skier und sowieso, die Skier sind für eine Gletscher-Klettertour auch viel zu schwer. Zum Glück kriegt man mit Tape fast alle hin und so geht es dann auch bald aufwärts von der Bergstation Fisetengrat. Natürlich passen auch die Harscheisen nicht an diese Skier, weshalb Andi beim ersten Aufstieg – der aber auch wirklich eher einer Wanderung ähnelt als einer Skitour – öfter Bootpacking macht. Und auch wir müssen immer mal wieder die Skier ausziehen und über Felsen und Grashügel wandern. Was für ein Winter! Nach Angaben von Eingeborenen lag hier um diese Zeit noch nie so wenig Schnee. Auch ein äusserst netter Einstieg für den Skitourenneuling Manuel, gleich mal mit Harscheisen, Bootpacking und schwerem Gepäck über die Schneefelder zu balancieren.

Wir erreichen den Gemsfairenstock etwas später als geplant aber wir haben ja genug Zeit, müssen wir nur noch in die Claridenhütte abfahren. Für eine Nachmittagstour wird es dann allerdings etwas knapp, aber nicht nur zeitlich auch der Schnee ist zu knapp für Experimente. Die Abfahrt ist wie befürchtet “nüt schöns” aber es scheint die Sonne, das Panorama ist atemberaubend und die Stimmung ist gut. Wenn wir ehrlich sind, sind wir auch nicht wegen der Abfahrt hierher gekommen. Oder? In der Hütte teilen wir uns den Winterraum mit zwei anderen Parteien und belegen für unsere 5er Gruppe ein sehr geräumiges 6-Betten-Zimmer. Wir machen noch die Tourenplanung und -besprechung für den nächsten Tag, spielen “Schellenjass” und sind uns einig, dass wir morgen nicht zu früh los müssen. Nach grobem Zeitplan sollten wir gegen 15 Uhr wieder auf dem Urnerboden sein.

Der nächste Morgen beginnt wie erwartet strahlend sonnig und wir machen uns auf zum Claridengletscher, den wir gestern ja ein Stück weit schon passiert haben. Beim Vorbeigehen schauen wir uns den Einstieg zum Tüfelsjoch an und Andi bemerkt, dass dieser doch etwas anders aussieht als noch vor … 15 Jahren??? Darum kümmern wir uns aber später, jetzt wollen wir erst einmal den Clariden stürmen. Oli, Mäsi und ich nehmen diesen in Angriff während Andi und Manuel es etwas gemütlicher nehmen und am Fuss unten bleiben. Andi mangels Harscheisen und Manuel mangels Skihochtourenerfahrung. Der Gipfelhang hat es dann auch in sich, immer wieder harte Stellen, steil abfallend, wo wir ohne die Eisen keine Chance hätten. Und auch hier, Gleichgewicht oder Kontrolle verlieren ist keine Option. Kurz vor Mittag erreichen wir den Gipfel. Wow, was für eine Aussicht! Ein weiterer Gipfelstürmer nennt und jeden Gipfel und jede Bergkette in der Ferne beim Namen, man kann aber auch wirklich alles sehen. Leider können wir diese Aussicht nicht lange geniessen, laut Zeitplan ist um 12 Uhr Umkehrzeit. Wir machen uns also rasch wieder auf die Gletscherabfahrt. Auch hier kein Pulver.

Nun folgt ein kurzer Aufstieg zum Einstieg in den Einstieg zur Kletterpartie (?) Tüfelsjoch. Wo man “früher” scheinbar noch mit den Skiern hoch touren konnte erwartet uns ein überhängender Felseinstieg mit einer Kette. Zum Glück haben wir unseren Kletterexperten Oli und Co-Experte Andi dabei, die uns die Kletterstelle nicht nur gut vorbereiten sondern auch absichern. Das einzige was wir noch tun müssen, ist, mit unseren Rucksäcken mit Ski aufgebunden und Steigeisen an den Füssen eine ca. 100m hohe Felswand erklimmen, uns dabei an einer Kette hochziehen und über Klettersteigelemente hinaufklettern. Nichts einfacher als das, vor allem für Manuel der weder je mit Steigeisen noch mit Gepäck geklettert ist, von Schneeaufstieg zu Fuss mit Pickel ganz zu schweigen. Oli klettert dann auch grad mehrmals und bringt Manuels Gepäck hoch während er uns dazwischen sichert und Anweisungen gibt. Irgendwie kommen wir alle da hoch – zeitlich etwas länger als gedacht – und runter müssen wir ja auch noch. Die Sonne verschwindet allmählich hinter den Bergen. Ein Quergang mit Kette führt uns an der Nordflanke des Tüfelsjoch zur Abstiegstelle, die ebenfalls mit einer Kette gesichert ist. So steigen wir gesichert mit Bandschlingen abwärts bis wir kurz vor dem Gletscherfeld noch einmal vor einem Felsabsatz stehen. Auch dieser war vor Jahren wohl noch nicht da, damals konnte man früh die Skier wieder anschnallen. Jetzt schnallen wir uns halt noch einmal am Seil an und werden nacheinander über das Felsband abgeseilt. Puh, aber am Ende sind wir alle heil unten – etwas später als gedacht – es stehen uns nur noch 1500m Abenddämmerungs-Abfahrt bevor. Die Beine brennen schon ein wenig, wie schön wäre es jetzt, die steile Nordabfahrt im weichen Pulverschnee, aber auch hier leider nur windgepresst oder bruchharscht. Uns kommen die Tränen.

Um 17 Uhr erreichen die Tüfels-Cheibe gesund aber doch etwas müde den Talboden. Danke Oli für den super Klettersupport und die professionelle Führung, danke Andi für die Gesamtorganisation und für den kühlen Kopf, Mäsi für die motivierende “Seilpartnerschaft” und Manuel für’s Durchhalten. Das war ein grossartiges Erlebnis mit euch!

Aufstieg 1. Tag vom Fisetengrat
bereits viel Schnee weggeblasen
da nützen auch Harscheisen nicht viel
Skiwandern?
1. Gipfel, Gemsfairenstock
Aussicht vom Gemsfairenstock zum morgigen Gipfelziel; Clariden hinten rechts
Claridenhütte – die letzten Sonnenstrahlen für heute
Abendstimmung in Richtung Gletscher
Abendstimmung in Richtung Glarus (Blick aus dem Zimmer)
Tourenplanung
(v. r. n. l.) Manuel, Mäsi, Oli, Andi und ich nach einem sagenhaften Pilzrisotto
am nächsten Morgen
Aussicht vom Clariden
3 Gipfelstürmer mit Gipfelkreuz
rechts, der fremde Bergnamen-Experte
nach der Abfahrt über den Gletscher und vor dem Aufstieg ins Tüfelsjoch
Oli spurt vor
..und richtet im Zwischenabsatz einen Stand ein.
und jetzt wir!
auf Oli’s Spuren
am Schluss noch durchs Schneefeld
Tüfelsjoch geschafft, zumindest der Aufstieg
und hinten wieder munter, runter
nach der Abseilstelle die letzten Meter zu Fuss
Abendstimmung
endlich wieder Skier an den Füssen
Ade Clariden und Tüfelsjoch

2 Kommentare

  1. Wow. Eine verrückte Tour im Januar, die eingentlich erst im April-Mai zum Geniessen ist. Euren Mut bemerkungswert, mit einem Kamerad der keine Erfahrung im Hochgebirge hat, und Courage oder Gottvertrauen von Manuel mit Euch einfach mitzugehen.
    Diese Tour habe ich im Mai schon 2x gemachte, allerdings ohne die Tüfelsjoch-Variante bei hervoragenden Verhältnissen.
    Deine tollenFotos wecken Sehnsüchte.

  2. Wow – ganz verrückt !!!! Eine wunderschöne gemütliche Hochtour – im Frühjahr mit Powder und Sulz …… ja so kenne ich diese Tour auch, allerdings ohne Tüfelsjoch, dieses aber von unzähligen Schilderungen.
    Aber was ihr da erlebt und geleistet habt – Hut/Helm ab!! Eine extreme Tour mit allem drum und dran! Aber wenigstens bei super Wetter, Aussicht, Freundschaft und Stimmung!!!! Noch mehr (Powder….) wäre Luxus pur.
    Weiterhin viel interessante Erlebnisse!!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert